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Alles gleich und trotzdem neu: MediZentrumOgimatte

Aktualisiert: 18. Juni

Das Team versteht sich als eine grosse Familie BILD: ZVG.


Nach einem turbulenten Jahr geht die Hausarztpraxis Ogimatte in eine neue und vielversprechende Zukunft.

«Wir lassen die Reichenbacher und unser Personal nicht im Stich!» Das war für Brigit und Christoph Trachsel von der Hausarztpraxis Ogimatte zu jedem Zeitpunkt klar. Und darauf haben sie jahrelang hingearbeitet. Eigentlich wäre Christoph Trachsel letztes Jahr pensioniert worden. Auch die Übergabe der Praxis war von langer Hand geplant. So hat das Ehepaar bereits im 2016 eine Vorwärtsstrategie in Angriff genommen. Das Ziel: Die Zukunft ist eine Gruppenpraxis. Junge Ärzte können und wollen die permanente Präsenz, welche früher bei Hausärzten Alltag war, nicht mehr leisten. Über Jahrzehnte hat Brigit Trachsel die Geschäftsführung und das Personalwesen der Praxis unter sich gehabt, während ihr Mann rund um die Uhr für die Patienten da war. Ein weiterer wichtiger Grund für eine Gruppenpraxis: «Auch als versierter Arzt kann ich noch vom Austausch über medizinisches Wissen profitieren.» Und so wurde die Praxis aus- und umgebaut und im 2017 neu eröffnet. Bald war klar: Ausgebildete Fachärzte sind Mangelware – die sind weit und breit nicht zu finden. Also setzte das Ehepaar Trachsel auch da neue Massstäbe und nahm die Ausbildung in die eigenen Hände.


Letztes Jahr hätte es dann so weit sein sollen: Ein Team von intern ausgebildeten Fachärzten stand in den Startlöchern – doch dann scheiterte die Übernahme. Zu unterschiedlich waren die Vorstellungen, wie eine Praxis zu führen sei.


Wir sind wie eine grosse Familie

Brigit Trachsel betont: «Wir haben über 32 Jahre auf Augenhöhe mit unseren MPA gearbeitet, sie sind uns sehr wichtig. Wir sind wie eine grosse Familie!» Die MPA seien sozusagen die Visitenkarte der Praxis und es gäbe kaum Fluktuation. Eine der MPAs arbeite seit 25 Jahren für sie, viele andere über zehn Jahre. Und deswegen war klar, eine Nachfolgelösung funktioniert für Trachsels nur, wenn auch die MPA miteinbezogen werden. Und genau das führt nun in eine vielversprechende Zukunft und zu einer neuen Lösung, die für alle Beteiligten stimmt: die Hausarztpraxis Ogimatte wird ein MediZentrum.


Wer nun befürchtet, hier komme ein Investor an Bord und es entstehe ein extern geführtes Zentrum anstelle einer persönlichen geführten Hausarztpraxis, den können Trachsels beruhigen: Medi-Zentrum entstand vor über 20 Jahren im Seeland, mit der Idee, die medizinische Grundversorgung auch für die nächsten Jahrzehnte zu sichern. Es ist heute ein Franchise-Angebot von Ärzten für Ärzte. Die Praxis bleibt in den Händen von Brigit und Christoph Trachsel – MediZentrum aber soll die Zukunft sichern.


«Vieles bleibt beim Alten – nur dass es besser wird!», fasst das Ehepaar Trachsel zusammen, was es in den letzten Monaten ins Rollen gebracht hat. Die Patientinnen und Patienten dürften nicht viel von der geplanten Veränderung rund um die Hausarztpraxis Ogimatte mitbekommen, ausser dass bald schon ein neuer Schriftzug über dem Eingang prangen wird: MediZentrum Ogimatte.


Kein kleines Schiffchen auf hoher See

Kurz erklärt gehört MediZentrum einem Ärzteverbund an, welcher sich der Wahrung und Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungssicherheit verschrieben hat. Dabei stehen drei Faktoren im Zentrum: «Die Praxis gehört nicht einem Investor, nicht einer Versicherung, nicht einem Spital – sie gehört den Ärztinnen und Ärzten, welche die Praxis führen», beschreibt Reinhold Sturny, der in der Ogimatte neu die operative Geschäftsführung übernehmen wird, die Bedingungen des Medi-Zentrum-Verbunds. Der Gewinn bleibt also in der Praxis und wird in diese investiert, dank dem MediZentrum-Verbund sind die Ärzte aber in ein Netzwerk eingebunden, haben Partner an ihrer Seite und wie es Trachsels beschreiben: «Wir sind nicht mehr wie ein kleines Schiffchen, das alleine im weiten Meer treibt. Wir haben einen starken Partner im Rücken und bekommen Freiheiten, um uns wieder anderen Aufgaben widmen zu können.» Sprich: den Patientinnen und Patienten.


Christoph Trachsel schildert die Umstände: Das Gesundheitswesen habe sich in den letzten Jahren sehr stark verändert, es werde zunehmend so sein, dass über die kleinen Einzelkämpfer bestimmt werde. Und deswegen, ist er überzeugt, brauche man Partner, die einen unterstützen, beispielsweise bei Verhandlungen mit Krankenkassen. Partner, die aber gleichzeitig möglichst viel Freiheiten und Selbstständigkeit garantieren. «Wenn es den MediZentrum-Verbund nicht gäbe, müsste man ihn erfinden!»


Erfunden hat in Antonia Käser zusammen mit Hansulrich Blunier und zwei weiteren Ärzten, welche sich vor über zwanzig Jahren im Seeland die Frage stellten: Wie garantiert man nachhaltig, dass es auch in 20, 30 Jahren noch gut ausgebildete Hausärzte in der Region gibt? Zusammen mit diesen entwarfen sie ein Konzept, welches ein Erfolgsmodell wurde und zu dem inzwischen in den Kantonen Bern und Solothurn mehrere Ärztezentren gehören, mit der Ogimatte sind es nun neun an der Zahl.


Das Erfolgsrezept erklärt Reinhold Sturny so: «Wir stehen für eine patientenorientierte Medizin nach neuesten Standards.» Einer der wichtigsten Pfeiler sei, dass die Zentren ärzteeigen sind. So bleibe die Bindung zu den Patienten und Patientinnen eng, die Identifikation mit der Praxis hoch. Der zweite Pfeiler: Hinter den MediZentren steht die Sektor M GmbH, welche die Praxen mit ihrer Dienstleistung unterstützt. Sie übernimmt die Geschäftsführung und die Administration und entlastet so die Ärzteschaft, damit sich diese aufs Wesentliche konzentrieren kann. Der absolut wichtigste Pfeiler aber, so betont Sturny, sei die hauseigene Ausbildung: «Mit unserer PraktAkademie, die über eine Stiftung finanziert wird, bilden wir Assistenzärzte zu Fachärzten in Allgemeiner Innerer Medizin oder zu Kinderund Jugendmedizinern aus. So versuchen wir, den Nachwuchs der Zentren, aber auch andere interessierte junge Ärzte und Ärztinnen mit dem bestmöglichen Rucksack auszustatten und ihnen eine breite Ausbildung und erst noch eine Perspektive für die Selbstständigkeit zu bieten.» Zusammenfassend meint Sturny: «Wir bieten mit dem Konzept MediZentrum und den Dienstleistungen von Sektor M ein Rundum-sorglos-Paket für Ärzte, damit sie sich auf die Patienten und ihr Team konzentrieren können, den Rest versuchen wir abzufedern.»


Die Zukunft ist gesichert

All dies überzeugte Brigit und Christoph Trachsel. In den Sondierungsgesprächen war nämlich schnell klar: «Wir sind ideologisch auf gleicher Wellenlänge, teilen die gleichen Werte und Ideen.» Die Patientinnen und Patienten stehen an allererster Stelle. Und auch für das Ehepaar Trachsel war die fundierte, interne Aus- und Weiterbildung junger Ärzte und Ärztinnen schon lange ein wichtiges Anliegen. Die Strukturen, welche sie in den letzten Jahren aufgebaut haben, passen perfekt zu dieser Lösung. Das Allerwichtigste ist und bleibt für Trachsels aber: «Wir haben gemerkt, dass bei MediZentrum der Stellenwert der MPA genauso hoch und wichtig ist wie bei uns!» Und so strahlen Brigit und Christoph Trachsel nach einem herausfordernden Jahr: «Jetzt können wir wieder gut schlafen!» Auch die Dorfbewohner dürfen aufatmen. Schon im Juli starten neue Ärztinnen, welche das Praxisteam ergänzen werden. Und seit dem 3. Juni heisst es: Willkommen im MediZentrum Ogimatte. Für eine gesicherte, medizinische Grundversorgung in Reichenbach. RACHEL HONEGGER

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